1744 – 1814
Verloschen ist der Sonne Glanz
nunmehr,
Und düstre Nacht würd’ izt die
Erde dekken.
Doch, sanfter Mond, du
milderst ihre Schreken
Und kleidest dich in
Sonnenschimmer sehr!
Ihn streuest du wohltätig um
dich her,
Läßt jeden Reiz nicht die
Natur verstekken,
Läßt manches Blümchen uns noch
izt entdekken,
Das unserm Blik verborgen
blieb bisher.
So kleidet die Erinnrung in
den Schimmer
Des Glüks sich mir, das mir
entfloh auf immer.
Und heitert meines Schiksals
dunkle Nacht,
Zeigt mir ihr Bild, um die ich
mich verzehre
Und ruft, wie du, der Wehmuth
sanfte Zähre
Hervor, die süß mir alles
Leiden macht.
1744 – 1814
Alle deine Freuden wollt ich
fliehen,
Holder Lenz! auf diesem
Leichenstein
Wollt ich, Unmuthsvoller,
niederknien
Und zum Tod allein um Hülfe
schrein. –
Aber seh ich deine Blumen
blühen
Nicht auch hier auf diesem
Leichenstein?
Laden deiner Vögel Melodien
Nicht auch hier zur
Frölichkeit mich ein?
Hör ich nicht auch Gräber
wiederhallen:
Gut ist Gott! Läßt Glük und
Freude allen
Die ihm trauen auch aus
Gräbern blühn! –
Kränzt ihr Blumen mich des
Grabs! und zeuget,
Wenn auch künftig noch mein
Gram nicht schweiget:
Gut ist Gott! Nur traun mußt
du auf ihn.